Former director and owner of Rosey dies at 90
07.04.2009 Gstaad LivingBy Dr Rolf P Steiger
Nach kurzer Leidenszeit in einer Klinik musste der langjährige Direktor und Eigentümer des Instituts Le Rosey trotz unversiegtem Lebenswillen am 20. März im 90. Lebensjahr seinen langen Lebensweg abrupt und unerwartet beenden. Am 31. März hat im Institut in Rolle eine imponierende Schar trauernder Freunde und Mitglieder der internationalen Rosey-Familie an einer
schlichten Zeremonie herzlich Abschied genommen. Die von der Besitzer- und Direktionsfamilie Anne und Philippe Gudin zusammen mit der Familie Johannot und Freunden ergreifend gestaltete, musikalisch umrahmte Hommage zeichnete die unvergessliche Persönlichkeit, sein ausgefülltes Wirken und Leben, seine Hingabe zu Freunden und Kindern, aber besonders die einmalige Vorbildfunktion des «Rosey-Vaters» Johannot. «Ce que nous sommes est toujours plus important que nous disons» als prägende Lebensdevise des einmaligen Mentors erfüllte die herzlichen Gedanken von Direktor Philippe Gudin und war auch spürbar in der tief empfundenen Würdigung eines Vertreters der AIAR, der Ehemaligen-Organisation mit über 5000 Absolventen des renommierten Instituts mit heute gegen 380 Studenten/-innen. Der bemerkenswerte Lebenslauf streifte wichtige Meilensteine und wurde durch ergreifende Worte von Tochter Christiane Johannot-Gradis aus Sicht der Familie (vier Kinder, zehn Grosskinder und ein Urenkel) persönlich ergänzt. In Genf unter einem strengen, aus Frankreich stammenden Vater und einer lieben Mutter in gläubiger Familie aufgewachsen, besuchte Louis Johannot die «Internationale Schule», legte eine klassische und wissenschaftliche eidgenössische Matura ab. Nach dem Genfer Mathematik-Lizenziat durfte er als Assistent des berühmten Pädagogen Jean Piaget wesentliche Impulse empfangen. Früh startete er eine vorbildliche Karriere als Artillerieoffizier, was vom langjährigen Freund und Korpskommandanten Adrien Tschumy mit Stolz und Bewunderung sichtlich ergriffen geschildert wurde: Unzählige Aktivdiensttage, Beförderungsdienste bis zum Kommandanten des Artillerie-Regimentes 10 erfüllten den Patrioten und Artillerieobersten, dessen imponierende Figur für junge Offiziere zum Vorbild wurde. Auch der Zweite Weltkrieg hat in Johannots Leben Spuren hinterlassen. Froh zog er nach dessen Ende mit seiner jungen Gattin nach Frankreich, um in der Nähe von Paris ein Heim für jugendliche Delinquenten zu leiten, kam mit viel Lebenserfahrung 1947 in die Schweiz zurück, wo er das renommierte Institut Le Rosey übernehmen konnte – eine Lebensauf- † Louis Johannot gabe, die er mit Weitsicht und Herzblut bis 1982, anfangs zusammen mit Frau Schaub, erfüllte. Er prägte die wachsende Institution, verbesserte Infrastruktur in Rolle und Gstaad, das akademische Angebot mit einer wissenschaftlichen Sektion, Sprachenangebote durch Erweiterung der franko- und anglophonen Abteilung und 1967 durch Zulassung von Mädchen (aus dem La Combe). Nach Übergabe der Direktion 1982 an das junge Pädagogenehepaar Gudin, das durch Erwerb der Schule durch die Familie Nussbaumer schon 1980 ins Leiterteam eintrat, blieb Louis Johannot im Kreise seiner Freunde aktiv, gründete als Rotarier den neuen Club Nyon-La Côte. Mit treuen Reiterkameraden unternahm er einmalige Distanzritte, die in seinem Buch «Trente jours à cheval dans tous les cantons suisses» (1990) aufgezeichnet sind. So gründete er die «Amicale Rotarienne» des Cavaliers Randonneurs (ARCR), die gerne auch das Saanenland besuchte. Freunde und viele Mitglieder der Rosey-Familie hat er auf Reisen in die weite Welt begleitet, nie seine «Passion als Erzieher» vergessen und stets als persönliches Vorbild seine geliebte Jugend beeinflusst, verlangte Einsatz für gute Ausbildung und Engagement für Herzensbildung, wie seine Tochter Christiane wegweisend formulierte: «Arbeiten, Geist und Respekt für Mitmenschen, echte Liebe im Sinne eines Gandis oder von Albert Schweitzer wurden auch für seine Kinder zum prägenden Lebensmotto.» Weise Gedanken zur «Kraft der ewigen Jugend», als Mahnmal an seinem Arbeitsplatz und Einleitung in seinem Buch, wurden durch sein Grosskind Sophie Johannot eindrücklich vorgelesen, bevor die sehr eindrückliche Feier durch die Rosey-Absolventin und Sopranistin Charlotte Soumeire mit einer Bachkantate wunderbar abgeschlossen wurde – eine Hommage, die zwischen den Worten vom exzellenten Klaviertrio und der Sängerin mit tief empfundenen Werken von Schubert, Fauré und Saint-Saëns auch die Sprache der Musik ausdrückte. Die treue Rosey-Familie hat von ihrem Freund und Mentor Abschied genommen, einem wichtigen Freund auch von Gstaad, wo er – z.B. als Mitglied des Palace-Verwaltungsrates – unauslöschliche Spuren hinterlassen hat: Merci beaucoup, Louis Johannot!